Taubenfüttern am Döppersberg BERGISCHER BLUES Erste CD von Smokin' Joe Kowalski & Freunde
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Auch das geht: Bergische Musiker spielen Blues mit bergischen Themen und bergischer Alltagssprache. Foto: Christian Beier
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Wer braucht schon eine bergische Großstadt, wenn die darin lebenden
Menschen auch so zueinander finden? So etwa wie bei „Smokin' Joe
Kowalski & Freunden“. Diese wahrhaft „bergische“ Bluesband
verbindet nämlich fünf Musiker aus Solingen, Wuppertal und Remscheid zu
einem gemeinsamen Sprachrohr. „Blues auf Bergisch“ heißt somit auch ihr
frisch gepresster Debüt-Tonträger, der Ironie und Schicksal, Spaß und
Frust in wahrhaft bergischer Alltagssprache ausdrückt. Lässiger Blues
eben – frech, ungeschminkt und eine Prise gesellschaftskritisch. Am
Samstag gastierten „Smokin' Joe Kowalski & Freunde“ in der
Merscheider Cobra.
„Die Leute im Bergischen haben den Blues in sich. Sie wissen es nur
nicht“, meint Sänger Joe Kowalski alias Kai Becker. „Das Wetter hier
ist immer schlecht, und die vermeintliche Unfreundlichkeit ist nur eine
Kompensation von fehlendem Glück“, schlussfolgert der Wuppertaler.
Dennoch stellt er seinen bergischen Mitmenschen ein angenehmes Zeugnis
aus: „Es ist nicht so, wie es von außen herangetragen wird. Es gibt
hier viele Menschen mit Herz.“
Und um diese dreht es sich in den Songs der Band. Becker: „Themen
wie Gesundheitsreform, Spaßgesellschaft, Hartz IV oder der Wahnsinn
beim täglichen Einkauf machen bei uns die Runde.“ Wehe also dem, der an
der Supermarktkasse steht und die Brieftasche vergessen hat! „Da hab
ich die Paranoia, dass mich das Personal auseinandernehmen will.“
Der Song „Tauben am Döppersberg“ hingegen widmet sich dem traurigen
Leben eines Verlierers. Hierin wird ein arbeitsloser Mann, dessen
Mutter im Altenheim liegt und dessen Tochter keinen Ausbildungsplatz
bekommt, noch damit bestraft, 70 Euro für das verbotene Füttern von
Tauben zu bezahlen. Insgesamt sind elf Titel auf der Debüt-CD „Blues
auf Bergisch“ zu hören. Fast zwei Jahre Vorbereitung stecken dahinter,
weiß Gitarrist Rainer Humpert: „Auf das Ergebnis sind wir stolz. Die CD
ist wie ein Kind, das nach langer Zeit endlich auf die Welt gekommen
ist“, so der Solinger.
Wie machen sich „Smokin' Joe Kowalski & Freunde“ auf der Bühne?
„Die Band hat einen tollen Sound. Ist mal was anders als die
amerikanischen Texte“, meint Katharina Berlitz (45). Die Abwechslung
stimmt: In den Blues mischen sich Elemente aus Rock, Jazz und Pop.
Diese Mischung kommt auch bei bekennenden „Nicht-Fachleuten“ gut an.
Edelgard Frenzel (47): „Gerade live kommt die Musik klasse herüber.“ Mehr Infos gibt es aufder Seite: www.kowalski-blues.de.
(dst)
29.01.07
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